Am Sonntag, dem 5. Oktober 2025, verwandeln sich drei mallorquinische Dörfer gleichzeitig in Festplätze: In Esporles lockt die XIX Fira Dolça 2025Esporles mit Honig, hausgemachtem Eis und gebrannten Buñuelos; im benachbarten Sant Joan präsentieren sich regionale Wurstsorten auf einer Fachmesse, während in Alarò die Feria GermialAlarò Kunsthandwerk feiert. Laut Bericht von Inselradio Mallorca zieht die süße Messe rund 2 300 Besucher an, die Wurstmesse in Sant Joan etwa 1 800 und die Handwerksmesse in Alarò etwa 1 200 Neugierige.
Tradition und Geschichte der Fira Dolça
Die Mallorca-Fira Dolça ist inzwischen ein fester Bestandteil des kulinarischen Kalenders der Insel. Die 19. Auflage im Jahr 2025 folgt auf das 18. Fest von 2024, das mit über 2 000 Besuchern ein Rekord für ein Dorfereignis war. Wie The Calendar Mallorca erklärt, steht die Süßfachmesse seit ihrer Gründung im Jahr 2007 für die Wiederentdeckung lokaler Honigsorten, handgemachter Eiscreme aus mallorquinischer Milch und der wiederauflebenden Tradition der "Buñuelos" – frittierte Teigbällchen, die früher nur zu religiösen Festen serviert wurden.
Ein kurzer Blick in das historische Archiv von Esporles zeigt, dass die erste Fira Dolça 2007 von der örtlichen Kulturvereinigung ins Leben gerufen wurde, um jungen Bäckern und Hobbykonditoren eine Bühne zu geben. Im Laufe der Jahre haben sich immer mehr lokale Produzenten angeschlossen: im letzten Jahrzehnt kamen Biobauern aus der Serra de Tramuntana, die ihren eigenen Manuka‑ähnlichen Honig einführten, und ein kleines Familienunternehmen aus Sóller, das seit 1992 „Almogaverde“ Eis herstellt.
„Wir wollen, dass die süßen Seiten Mallorcas wieder in den Vordergrund rücken“, sagt Maria Sánchez, Bürgermeisterin von Esporles, in einem Interview mit MAS Mallorca. „Die Menschen kommen nicht nur wegen des Geschmacks, sondern weil sie das Gemeinschaftsgefühl spüren.“
Wurstkultur in Sant Joan
Während Esporles süßes Zeug anbietet, dreht sich in Sant Joan alles um das herzhafte Fleisch. Die Wurstmesse, offiziell nicht als Event‑Schema gekennzeichnet, aber trotzdem ein etablierter Markt, fokussiert auf die berühmte Sobrasada – eine luftgetrocknete Paprikawurst, die seit den 1920er‑Jahren ein geschütztes geografisches Hinweisprodukt (PGI) der Balearen ist.
Im Jahr 2025 wurden auf dem Marktplatz von Sant Joan vier verschiedene Sobrasada‑Varianten verkostet: die klassische milde Variante, die scharfe mit extra Paprika, eine mit Olivenöl veredelte Variante aus Inca und eine Gourmet‑Edition, die mit Trüffelstückchen gefüllt ist. Neben Sobrasada präsentierten lokale Metzgereien auch Longaniza, Pastel de Llom (geräucherter Schweinebraten) und eine seltene schwarze Paprikawurst, die nur in den Bergen von Lluc hergestellt wird.
„Die Wurst ist unser kulinarisches Erbe“, erklärt José Martínez, Inhaber der Metzgerei „El Porc“ aus Sant Joan. „Wir sehen hier mehr als nur einen Verkauf – es ist ein Stück Identität, das wir an die nächste Generation weitergeben.“
Ein Wirtschaftsbericht des Balearen‑Instituts für Landwirtschaft aus 2023 schätzt, dass Sobrasada jährlich rund 12 000 Tonnen produziert und damit etwa 5 % des gesamten Fleischexports Mallorcas ausmacht.
Kunsthandwerk auf der Feria Germial
Alarò, ein kleines Dorf im Herzen der Insel, ist seit jeher für seine Handwerkskunst bekannt. Die Feria Germial 2025, die zum 15. Mal stattfindet, brachte über 80 Kunsthandwerker aus den umliegenden Gemeinden zusammen. Besucher konnten handgefertigte Keramik, gewebte Textilien aus lokalen Flachsfasern und kunstvolle Silberschmuckstücke bewundern.
Besonders auffällig war die Ausstellung von „Llum i Tinta“, einer Gruppe junger Künstler aus Palma, die traditionelle Mallorquinische Motive mit moderner Drucktechnik kombinierten. Die Organisatoren – ein loses Netzwerk von Dorfvereinen – betonten, dass die Messe nicht nur den Verkauf fördere, sondern auch den intergenerationellen Wissenstransfer sicherstelle.
„Wir wollen, dass die Besucher verstehen, dass jedes Stück ein Stück Geschichte ist“, meint Rosa Ferrer, Koordinatorin der Messe. „Das ist ein lebendiges Museum – und das mitten im Dorf.“

Reaktionen der Besucher und lokale Wirtschaft
Die Rückmeldungen der Tausenden, die am Sonntag durch die Gassen schlenderten, waren durchweg positiv. Auf der Fira Dolça lobten Touristen aus Deutschland besonders die hausgemachten Eisvariationen mit Safran und Miyoko‑Honig. Auf dem Instagram‑Account @mallorcafoodreport wurde das Bild von einem mit Puderzucker bestäubten Buñuelo mit über 12 000 Likes geteilt.
In Sant Joan war die Stimmung eher rustikal. Besucher aus den benachbarten Städten Palma und Manacor standen Schlange, um die heißen Sobrasada‑Stücke zu probieren. Ein Umfrageergebnis des lokalen Tourismusverbands zeigte, dass 68 % der Befragten den Markt als "authentisches Erlebnis" bewerteten.
Für die Wirtschaft der Dörfer ist das Ergebnis ebenfalls ermutigend. Die Gemeinde Esporles meldete einen zusätzlichen Umsatz von rund 150 000 Euro, die meisten Einnahmen kamen von kleinen Produzenten. In Sant Joan wurde ein Plus von 95 000 Euro im Lebensmittelverkauf verzeichnet, während Alarò dank der Handwerksstände etwa 80 000 Euro erwirtschaftete.
Der Kulturwissenschaftler Dr. Carlos Menéndez von der Universität der Balearen fasst zusammen: „Solche simultanen Feste zeigen, wie stark das Netzwerk lokaler Traditionen ist. Sie stärken nicht nur die Wirtschaft, sondern wirken als Katalysatoren für kulturelle Identität.“
Ausblick: Zukunft der Märkte auf Mallorca
Da die drei Veranstaltungen im Herbst 2025 bereits gut besucht waren, planen die jeweiligen Ortschaften eine Ausweitung für das nächste Jahr. In Esporles soll die Fira Dolça 2026 um einen Workshop‑Bereich für junge Konditoren erweitert werden, während in Sant Joan die Veranstalter eine begleitende Kochshow mit lokalen Chefköchen prüfen.
Alarò hingegen strebt an, die Feria Germial zu einem regionalen „Kunsthandwerks-Festival“ zu transformieren, das über ein ganzes Wochenende läuft und internationale Künstler einlädt. Die Bürgermeister von Esporles, Sant Joan und Alarò haben bereits ein gemeinsames Förderprogramm beim Balearen‑Kulturministerium beantragt, das bis zu 250 000 Euro für Infrastruktur und Marketing bereitstellen könnte.
Ob diese Pläne Realität werden, hängt von der anhaltenden Besucherzahl ab. Doch die ersten Anzeichen – steigende Social‑Media‑Reichweite, positive Wirtschaftsdaten und das wachsende Interesse junger Unternehmer – lassen hoffen, dass Mallorcas ländliche Gemeinden auch künftig ein Magnet für Kultur- und Genusstouristen bleiben.
Häufig gestellte Fragen
Welche Süßigkeiten kann man auf der Fira Dolça in Esporles erwarten?
Besucher finden Honig aus der Serra de Tramuntana, hausgemachtes Eis mit regionalen Früchten, klassische Mallorquinische Pasteles, frittierte Buñuelos und handgemachte Marmeladen aus einheimischen Früchten. Viele Stände bieten zudem vegane Varianten an.
Was unterscheidet die Sobrasada auf der Wurstmesse in Sant Joan von anderen Sorten?
Sobrasada wird ausschließlich mit rotem Paprikapulver, Schweinefleisch und Salz hergestellt, was ihr die charakteristische rote Farbe und den leicht würzigen Geschmack verleiht. Auf der Messe wurden neben der klassischen Variante auch schärfere, mit Trüffel veredelte und mit Olivenöl gemischte Versionen präsentiert.
Wie unterstützt die Feria Germial die lokalen Handwerker?
Die Messe bietet nicht nur Verkaufsfläche, sondern auch Workshops, bei denen erfahrene Meister ihr Wissen an Nachwuchskünstler weitergeben. Zusätzlich erhalten Aussteller Fördergelder vom Kulturministerium für Materialbeschaffung und Marketing.
Wie stark wirkt sich das Besucheraufkommen auf die lokale Wirtschaft aus?
Die drei Veranstaltungen brachten zusammen schätzungsweise 5 300 Besucher. Die daraus resultierenden Umsätze von über 300 000 Euro flossen hauptsächlich in kleine Betriebe – Bäckereien, Metzgereien und Handwerksläden – und stärken damit die regionale Wertschöpfung.
Werden die Märkte 2026 wieder stattfinden?
Die Gemeinden von Esporles, Sant Joan und Alarò haben bereits Pläne für 2026 angekündigt. Neben einer Erweiterung des Angebots wird ein gemeinsames Förderprogramm beantragt, das weitere Investitionen in Infrastruktur und Werbung ermöglichen soll.